Das wohl beste ist die Mitarbeit im pädagogischen Bereich. Wenn Schulklassen ins Centre kommen und von den Leher*innen eine Begleitung durch die Ausstellungen gewünscht wird, kommt der „service pédagogique“ (dt. Pädagogikabteilung) zum Einsatz. Bisher betreute ich eine Schulklasse aus England, eine aus Karlsruhe und französische Schüler*innen. Diese Arbeit bereitet mir die meiste Freude, denn ich kann mir im Vorhinein Begleitprogramme für die Ausstellungen ausdenken und sie dann mit den Jugendlichen ausprobieren. Allerdings musste ich das letzte Mal spontan für meinen Kollegen einspringen und konnte mich nicht vorbereiten. Trotzdem habe ich es durchgezogen und am Ende waren die Schüler*innen und die Lehrer*innen mit mir zufrieden.
Eine Aufgabe, die ich mir selbst gesucht habe, ist die Arbeit im Garten. Zum Centre gehört ein großer Garten im Stile des 18. Jahrhunderts. Jedoch bleibt seine Schönheit verborgen, wenn er nicht gut gepflegt wird. Also begann ich Laub zu harken. Es ist richtig erfrischend für Körper und Geist, einmal in der Woche nach draußen zu gehen und dem Bürostuhl zu entfliehen. Vom Garten aus hat man auch einen schönen Blick über die Stadt, von dem ich gleich mitprofitiere.
Jeden Dienstagnachmittag nehme ich an einem Französischsprachkurs teil. Das Niveau ist nicht sehr hoch aber trotzdem lerne ich jedes Mal neue Wörter oder verinnerliche die französische Grammatik. Die Kursteilnehmer*innen sind Menschen aus verschiedenen Ländern, die nach Frankreich gekommen sind, um sich und ihren Familien ein besseres Leben ermöglichen zu können.
Auch die Arbeit am Empfang ist neu für mich. Dort verkaufe ich Eintrittskarten und die Artikel aus der Boutique, nehme Anrufe entgegen und wenn gerade nichts ansteht (was im Winter oft vorkam), lese ich ein gutes Buch.
Letzte Woche Freitag wurde im Centre die Ausstellung UNEARTH anlässlich des 70. Geburtstages der Vereinten Nationen eröffnet. Ich war verantwortlich für das Fotografieren der Vernissage. Es kamen Vertreterinnen von UNRIC, dem UNO-Informationszentrum für Westeuropa und der Präsident der Gabarron Fondation. Da die Vernissage am Vormittag stattfand, kamen nur wenige Gäste, was ich etwas schade fand, da die Ausstellung meiner Meinung nach einen hohen künstlerischen Wert hat.
Oft gehörte Frage: „Langweilst du dich denn gar nicht in Verdun?“
Oft gegebene Antwort: „Eigentlich gar nicht.“
In letzter Zeit gehe ich wöchentlich ins Schwimmbad mit Freundinnen. Mittlerweile habe ich mich auch in der Bibliothek angemeldet, wo ich mir sowohl Bücher als auch Musik ausleihen kann. Mitte März sah ich ein Stück im Theater namens „Woyzeck- Je n’arrive pas à pleurer“. Es basierte auf dem ursprünglichen Drama von Georg Büchner. Jedoch war der Woyzeck in diesem Stück ein Mann aus dem Senegal, der als Arbeitsimmigrant nach Frankreich kam.
Ich finde, dass es in dieser kleinen Stadt einige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt, man muss sie nur nutzen und sich nicht von Leuten beeinflussen lassen, die, obwohl sie hier nicht leben, der Meinung sind, dass Verdun stets trist und grau sei. Mit dem Frühling zeigt sich auch die Sonne vermehrt und die Knospen der Bäume springen auf. Ich freue mich schon auf den Sommer hier! Aber bis dahin habe ich noch viel vor: Ich werde von meinen Eltern besucht, reise für zwei Wochen nach Israel und im Mai werde ich auf einem Seminar mit allen Frankreichfreiwilligen und anderen französischen Freiwilligen in Marcevol bei Perpignan sein.