Au revoir France Als wir an einem Sonntag Ende Juli eine letzte Falafel im Marais aßen, einen letzten Kaffee im Café des Psaumes tranken, da war mir das Ende meines Freiwilligendienstes plötzlich sehr präsent.

Heute ist mein letzter Tag im Centre de la Mémoire und zwölf Monate scheinen mir wie eine Woche, ein Tag, wenige Stunden.

Oft bin ich schon mit den Gedanken sehr weit weg, im Schwarzwald, in Münster, auf Reisen um die Welt,…

Der August war wohl der geruhsamste Monat für mich. In den ersten beiden Wochen fand das ASF-Sommerlager im Ruinendorf und im CMO statt. Die Teilnehmer*innen entfernten Moos und Efeu von den Ruinen und machten Renovierungsarbeiten. Außerdem gab es eine Gruppe, die im CMO an Transkriptionen von Interviews mit Zeitzeug*innen arbeitete, bei der Katalogisierung von Büchern half und die Archivalien in neue Behältnisse packte, da die alten heruntergekommen waren. Das waren sehr hilfreiche Arbeiten.

Ich finde es sehr gut, dass es diese zwei Teile des Sommerlagers gibt. Außerdem bedeutet das, dass das CMO und der Denkmalschutz, die DRAC, zusammenarbeiten- das geschieht nicht oft.

Mit der Sommerlagergruppe habe ich noch ein letztes Mal Monsieur Hébras getroffen, einen Überlebenden des Massakers von Oradour, der uns eine Führung durch das Ruinendorf gegeben hat. Diese Momente haben mich so bewegt wie kaum en Gang durch die Ruinen während des Jahres – vielleicht, weil die Sommerlagergruppe so berührt war von den Erzählungen Monsieur Hébras’, arbeiteten sie doch Tag für Tag in den Ruinen. Vielleicht, weil das Ende meines Freiwilligendienstes so kurz bevor steht. Und ich doch immer wieder das Gefühl habe, dieses Jahr nicht ganz ausgeschöpft zu haben, und zu oft darüber unsicher war, was ich eigentlich noch hier mache.

Ich bin froh, dass es das Sommerlager in Oradour gibt. Es tut der Arbeit hier sehr gut und ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren weiterhin stattfinden kann.

Jetzt nehme ich Abschied. Hinter mir liegt ein Jahr, in dem ich viel gelernt habe, auch über mich selbst gelernt habe. In dem ich Frankreich von sehr vielen verschiedenen Seiten kennengelernt habe. Ich habe erfahren, wie Erinnerungsarbeit aussehen kann, habe selbst daran mitgewirkt und habe mir eine Meinung dazu gebildet. Ich habe viele Menschen über meine Arbeit und anderswo kennengelernt, die meinen Freiwilligendienst  zu einem unvergesslichen Stück Lebenszeit gemacht haben.

Ich habe mich viel damit auseinandergesetzt, was meine Arbeit mit ASF bedeutet, und wo ich meine Ideen in die Tat umsetzen kann. Gerade die Begegnungen mit den Zeitzeug*innen in der Moselle haben diesbezüglich viel in mir bewegt. Gerade in Phasen, die von einsamer Büroarbeit bestimmt waren, habe ich daran gezweifelt, ob ich überhaupt noch meiner Motivation für den Freiwilligendienst nachkomme. Das größte Glück waren Menschen, die mir gezeigt haben, dass mein Friedensdienst ein Bedeutung für sie hatte.

Ich dankbar für die mein Jahr mit ASF in Frankreich!