Nach einem wunderbaren, langen und entspannten Sommer begann Anfang September mein einjähriger Freiwilligendienst mit ASF in Perpignan in Frankreich. Bis ich allerdings tatsächlich an meinem neuen Wohnort ankam, dauerte es noch fast zwei Wochen, da zuvor das Vorbereitungsseminar für alle ASF-Freiwilligen und im Anschluss außerdem die Frankreich-Orientierungstage in Paris stattfanden.
So fuhr ich am 2. September zunächst nach Hirschluch, einem winzigen Ort in Brandenburg, der für die nächsten acht Tage von etwa 130 ASF-Freiwilligen bevölkert wurde. Während dieses Seminars sollten wir vor allem inhaltlich ein wenig auf die Arbeit in unserem zukünftigen Projekt vorbereitet werden. Wir wurden daher in Kleingruppen eingeteilt – ich in die der „historischen Bildungsarbeit “, in der wir unter anderem über mögliche Aufgaben, Herausforderungen oder Probleme sprachen, die in den Gedenkstätten auf uns zukommen könnten und versuchten, uns allgemein mit dem Umgang mit der Geschichte etwas vertrauter zu machen. Diese Arbeit in den Projektarbeitsgruppen wurde durch viele weitere interessante Workshops und teilweise optionale Programmpunkte ergänzt. Zudem machten wir während der Woche in Hirschluch eine Exkursion in das Haus der Wannsee-Konferenz und nahmen am abschließenden Sonntag jeder an einem Entsendegottesdienst in einer Berliner Kirchengemeinde teil. Viel Freizeit hatten wir folglich nicht an diesen Tagen, doch trotzdem gab das Seminar uns Freiwilligen natürlich auch die Gelegenheit, uns gegenseitig kennenzulernen und somit viele neue und vor allem sehr nette Bekanntschaften zu machen.
Doch nach nur einer Woche stand mit der Abreise in die Projektländer am Morgen des 10. September auch leider schon wieder der Abschied von fast allen anderen Teilnehmern an – am selben Abend in Paris waren wir dann plötzlich nur noch eine verhältnismäßig kleine Gruppe von 18 Frankreich-Freiwilligen. Umso schöner und persönlicher waren hingegen der dortige Empfang durch die französischen ASF-Länderbeauftragten Ines sowie ihrer Assistentin Clémentine und unser erstes gemeinsames Abendessen – „à la française“ versteht sich, mit Baguette, Käse und Wein.
In den folgenden drei Tagen hatten wir dann ein ebenfalls sehr interessantes und abwechslungsreiches Programm. Neben einer Einführung in all die administrativen Dinge, die uns in Frankreich erwarten würden, machten wir zum Beispiel einen Rundgang durch das 14. Arrondissement und besuchten das Mémorial de la Shoah. Außerdem verbrachten wir ein paar schöne Abende in der Gruppe, kochten zweimal selbst und genossen so unsere ersten Abende in Frankreich.
Jedoch löste auch diese Gruppe sich daraufhin vorerst auf, als wir am Samstag, den 14. September, nach fast zwei Wochen schließlich jeder in sein Projekt weiterfuhren. Und so kam ich am Nachmittag in Rivesaltes an, wo ich von einer Kollegin abgeholt und sogleich auf das Gelände des ehemaligen Internierungslagers mitgenommen wurde. Zwar hatte ich in der Projektbeschreibung sowie den Berichten meines Vorgängers schon einiges über das „Camp“ gelesen, doch das Lager und die Überbleibsel der Baracken alsbald in echt zu Gesicht zu bekommen, war natürlich sehr viel interessanter. Auch passte es gut, dass ich bei meiner Ankunft direkt an einer Führung einer Kollegin (anlässlich des europäischen Tages des Denkmals) teilnehmen konnte, wodurch ich einerseits einen noch besseren Einblick in die vielschichtige Lagergeschichte bekam und andererseits auch sofort gezeigt bekam, was im Laufe des Jahres auch meine Aufgabe werden würde.
Am Abend wurde ich dann zu meiner Wohnung im Zentrum von Perpignan gebracht, die ich vom Träger des Projektes, der Region Languedoc-Roussillon, gestellt bekomme. Gerade das erste Betreten des Appartements war für mich dabei mit einer gewissen Spannung verbunden, da ich von meinem Vorgänger schon über recht problematische Lichtverhältnisse gewarnt worden war. Jedoch war der erste Eindruck wesentlich besser als erwartet und auch in den folgenden Tagen und Wochen hat sich dieser nochmals bestätigt.
Meine ersten Arbeitstage verliefen ebenfalls gut. Das Büro des Mémorials befindet sich in Perpignan (nur einige Minuten zu Fuß von meiner Wohnung) und besteht nur aus einem kleinen Team mit sehr netten Leuten.
Insgesamt bin ich also nun nach etwa einem Monat äußerst zufrieden. Ich blicke sehr positiv auf die schon vergangenen Wochen zurück und freue mich auf die noch kommende Zeit meines Freiwilligendienstes!
Im nächsten Beitrag dann mehr über meine Arbeit im „Mémorial du Camp de Rivesaltes“ und natürlich allgemein über mein neues Leben in Frankreich ...