In diesem Monat machte ich auf dem Lagergelände meine ersten Führungen für Schulklassen aus der Umgebung – eine Aufgabe, die mir bis jetzt sehr viel Spaß macht. Nachdem ich mich zuvor intensiv in die Geschichte des Ortes eingearbeitet habe, fühle ich mich inhaltlich mittlerweile gut gewappnet. Anfangs war es noch ein eigenartiges Gefühl, gegenüber den Schülern, die teilweise nur wenig jünger sind als ich, die Rolle des Lehrers zu übernehmen, regelmäßig mit „Monsieur“ angesprochen und gesiezt zu werden. Während mir Letzteres nach wie vor komisch vorkommt, sehe ich den geringen Altersunterschied inzwischen aber vielmehr als Vorteil und denke, dadurch oftmals leichter die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen. Zu einer besonderen Herausforderung werden die Führungen eher durch den extremen Wind (Tramontane), der teils mit Böen von über 100 Stundenkilometern über das Lagergelände bläst. Andererseits bietet das den Besuchergruppen leichter die Möglichkeit, sich zumindest ein wenig in die Lage der ehemaligen Internierten zu versetzen, die auf dem Gelände nicht für zwei Stunden, sondern teilweise Jahre waren und nicht über warme Kleidung verfügten.
Sonst gibt es, was meine Arbeit im Mémorial betrifft, nicht viel Neues zu berichten. Über das verlängerte Wochenende um den Feiertag zum Waffenstillstand vom 11. November 1918 besuchte ich einen anderen ASF-Freiwilligen in Izieu, einem kleinen Ort in den Alpen. So konnte ich auch das schöne Lyon und die Gegend um die Rhône kennenlernen. Zudem fuhr ich noch einmal nach Montpellier und an einem anderen Wochenende nach Barcelona, wohin mich ein Kollege, der aus Spanien kommt, mitnahm.