Dezember 2013

September 2013

Mitte Dezember fand das erste Zwischenseminar der deutschen Frankreich-Freiwilligen in Paris statt. Das Programm war interessant und stand in mehreren Punkten in engem Bezug zu meiner Arbeit im Mémorial. Zum einen besuchten wird die Cité National de l'Histoire de l'Immigration, ein Museum über die Geschichte der Immigration in Frankreich, in dem auch die Retirada von 1939 thematisiert wird. Somit konnte ich in der Ausstellung einige Bilder dieser Massenflucht spanischer Republikaner und Zivilisten wiederfinden, die ich auch in meinen Führungen verwende. Zum anderen empfingen wir einen Tag später den Shoah-Überlebenden Paul Niedermann, der im Oktober 1940 mit seiner Familie nach Frankreich deportiert, dann im Lager Gurs interniert und im Anschluss zwischen 1941 und 1942 auch ein Jahr in Rivesaltes festgehalten wurde. Zwar kannte ich den Großteil seiner Geschichte bereits und hatte zuvor auf dem Lagergelände schon selbst Bekanntschaft mit Herrn Niedermann gemacht, doch war es trotzdem interessant, den Zeitzeugen und seine Erzählungen erneut zu hören. Denn auch diese Geschichte ist fester Bestandteil meiner Führungen, da sich die Schülerinnen und Schüler anhand einer solch konkreten Biografie beispielsweise besser vorstellen können, welch normale Menschen und Familien plötzlich zu Gefangenen in Internierungslagern wurden.

Neben weiteren Programmpunkten (u. a. einer Gruppenarbeit zu unseren eigenen Familiengeschichten) gab uns das Zusammentreffen vor allem die Möglichkeit, uns gegenseitig über die individuellen Erfahrungen der ersten drei Monate des Freiwilligendienstes auszutauschen. Zudem hatten wir etwas Freizeit, und im Anschluss an das viertägige Seminar blieben einige andere und ich noch über das Wochenende. Insgesamt verbrachte ich somit eine interessante und abwechslungsreiche Woche im wunderschönen Paris.

Bei meiner Rückkehr nach Perpignan verblieb dann nur noch eine Arbeitswoche, bis ich schließlich am 21. Dezember zurück nach Deutschland reiste, wo ich bis ins neue Jahr blieb und Weihnachten sowie Silvester mit meiner Familie beziehungsweise Freunden verbrachte. In Weihnachtsstimmung war ich jedoch vor meiner Abreise noch fast gar nicht, da ich die Vorweihnachtszeit in Frankreich ganz anders erlebte. Adventskränze oder -kalender und auch traditionelles Weihnachtsgebäck, wie in Deutschland zum Beispiel Lebkuchen, sind mir allesamt nicht begegnet und die vergleichsweise wenigen Weihnachtsmärkte boten größtenteils andere (für mich un-weihnachtliche) Dinge zum Verkauf an. Im Gegensatz dazu fand ich in der Adventszeit viele Straßen und Plätze in Perpignan, Paris sowie im spanischen Barcelona abends viel festlicher erleuchtet, als ich das aus deutschen Städten in Erinnerung hatte. Ohne nun sagen zu können, ob ich das eine oder andere lieber mag, war auch diese Zeit eine schöne interkulturelle Erfahrung.